Kirchen als “Totengräber” der westlichen Nationen
(Dieser Blog-Artikel wurde im Rahmen der neugestalteten Homepage "Artesio C-Medien" am 17.05.24 übernommen von www.buergerforum-schweiz.ch)
Dass der Ofen bei den meisten Staatskirchen aus ist, weiss man. Mitglieder laufen in Massen davon. Kirchenaustritte erreichen Höchstwerte. Zurück bleiben oft nur kalte Mauern.
Kirchliche Führungspersonen organisieren ihre ausblutenden Gefässe neu und verhökern das Tafelsilber. So können sie noch eine Zeit lang so tun, als würden ihre Kirchen leben. Doch die meisten reformierten und zunehmend auch katholische Kirchgemeinden hängen an der Herz-/Lungenmaschine. Sie haben zu wenig geistliche Kraft, um zu leben und zu wachsen. Staatsnähe, Bündnisse mit dem Zeitgeist, eine Prise Diakonie und eine Restmenge christlicher Moral halten den Betrieb notdürftig aufrecht.
Wie ist es so weit gekommen? Trotz Irrungen und Wirrungen hatte die jüdisch-christliche Kirche Gesellschaft und Staat während Jahrhunderten geprägt. Die ungeheure kulturelle, ökonomische und politische Blüte des Westens ist primär der christlichen Lehre und Praxis zu verdanken.
Der Mensch ist das Mass aller Dinge
Der Abstieg der Kirchen setzte in dem Moment ein, in welchem die menschliche Urteilskraft als richtungsgebend für kirchliches Leben festgelegt wurde. Aus der 'Kirche Gottes', welche ihre Gebote bindend aus der Bibel bezogen hatte, wurde die 'Kirche des vernünftigen Menschen'. Dies änderte den Auftrag radikal. Früher hatten Geistliche die Aufgabe, das Volk zu lehren, wie man gut lebt und stirbt, um im Jenseits der gerechten Strafe zu entgehen. Die Kirchen waren Brückenbauer in den Himmel.
Der durch die Aufklärung konditionierte Mensch hingegen konnte mit Himmel und Hölle nix mehr anfangen. Sein Verstand konnte nichts Genaues darüber wissen, was nach dem Ableben folgt. So wurde die existenzielle Frage nach der Ewigkeit aus dem öffentlichen Sprechen und Lehren verbannt. Übrig blieb den Völkern eine minime Dosis gutmenschlicher Moral. Künftig galt es, den Nächsten so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte.
Gute Vorsätze und ein bisschen Humanität sind schlechtes Baumaterial für eine starke, blühende Gesellschaft. Noch schlimmer kam's, als auch kirchliches Personal dem aufgeklärten Humanismus auf den Leim ging. Säkularisiertes Kirchenpersonal übernahm damit einen Auftrag, der ihr langfristig nur die gesellschaftliche und politische Bedeutungslosigkeit bescheren konnte. Warum sollten die Massen weiterhin Kirchen besuchen, die kraft- und saftlos kleine Überreste von Wohlanständigkeit hochhalten?
Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben
Um ihre Nichtigkeit zu verbergen, gingen viele Pfarrherren und -damen und eine Masse von Kirchenfunktionären sodann dazu über, die gesellschaftlich jeweils abgefeierten Werte zu übernehmen. Sie meinten, wenn sie mit dem Zeitgeist heulen, würden sich die Fluchtbewegungen stoppen lassen. Dadurch sind sie wider Erwarten in eine heftige Abwärtsspirale geraten. Die Melodien des Zeitgeistes wechselten nämlich häufig und radikal. Mal flöteten die Staatskirchen mit den kaiserlichen Kriegsherren, dann mit den Kolonialisten. Später mit den Nazis. Dann mit den Kapitalisten. Dann wieder mit den Kommunisten. Dann mit den 68ern, welche Egomanie, freien Sex und Abtreibung auf den Schild hoben. Dann übereigneten sie sich der diabolischen Gender-Verwirrung und der Prognose einer drohenden Klimakatastrophe.
Predigten verkümmerten zu politischen oder psychologischen Referaten, die mit einem Amen beendet wurden. Schliesslich sollen die Zuhörer noch ein Gefühl dafür erhalten, in einer Kirche zu sein!
Humanistische Kirchenführer verweigern sich natürlich der Erkenntnis, dass sie nicht das Reich Gottes bauen, sondern das Reich des Menschen. Sie verschliessen die Augen, dass in ihren grossen Kirchengebäuden fast nur noch alte Menschen sitzen, von denen viele im Kirchenkaffee ihrer Einsamkeit entfliehen wollen. Dafür lassen sie auch nichtssagende oder verwirrende "Predigten" über sich ergehen.
Defizite der Kirchen in der PR zur Zeit der Coronakrise
Die meisten Staatskirchen wurden seit der Aufklärung vom Problemlöser zum Problem. Kein Wunder also, machten sie in der Coronakrise eine schlechte Falle. Die zwei Jahre seit dem Lockdown vom 16. März 2020 haben die staatskirchliche Bedeutungslosigkeit drastisch vor Augen geführt. Die Coronakrise hätte laut nach mutigen kirchlichen Worten und Aktionen gerufen. Schliesslich wurden nur schon in der Schweiz 30‘000 Tote als möglich erachtet, wie Epidemiologe Marcel Salathé in einem Interview mit der NZZ am 2. Februar 2020 festhielt. Professor Adriano Aguzzi vom Universitätsspital Zürich legte in der Weltwoche Nr. 13.2020 drauf: «Wir erwarten 60‘000 Todesfälle bis Juli.» Auch international standen die Zeichen auf Sturm: so drohte die Prognose des britischen Epidemiologen und Regierungsberaters Neil Ferguson England mit 500‘000 Toten (Tages-Anzeiger 07.05.20). Und Bill Gates orakelte für Afrika mit 10 Millionen Opfern, falls die Politik nicht dem Gebot der WHO Folge leisten würde. (Tages-Anzeiger 02.05.20).
Gleich zu Beginn der Krise hätten die Kirchenleute also ins Horn stossen müssen, um der Masse von Todgeweihten Informationen, Motivation und Trost für die letzte Reise zukommen zu lassen. Doch blieb es von Seiten der Kirchen weitgehend still. Da und dort gab es wohl relevante Predigten, diakonische Aktionen, Artikel, Aufrufe, Bücher, Worte zum Sonntag, Totengedenken mit Kerzchen im Fenster und auf dem Bundesplatz etc.. Aber es gab keinen umfassenden öffentlichen Diskurs über die Herausforderungen des Sterbens, der Vergebung, der Versöhnung mit Menschen und Gott, den Tod, das letzte Gericht und die Ewigkeit. So blieben die Massen, die in Quarantäne verbannt wurden, ohne öffentliches Wort. Verständlich! Staatskirchen können ja nicht glaubhaft über etwas kommunizieren, was die meisten ihrer Mitarbeitenden für Märchen und Mythen halten.
Auch in einem weiteren Bereich, der kürzlich in den grossen Medien diskutiert wurde, zeigt sich der unermessliche Schaden, den "Gutmenschen-Kirchen" dem Volk zufügen. Mit grossen Artikeln berichteten der Tages-Anzeiger und die NZZ um die Jahreswende 21/22 über die katastrophale Lage depressiver und suizidaler Kinder und Jugendlicher, die auf Grund überfüllter Praxen und Kliniken sowohl ambulant als auch stationär monatelang keinen Platz finden.
Massen von seelisch kranken Kindern! Teenager, die versuchen, sich das Leben zu nehmen. Verzweifelte Eltern zu Hauf! Ein seit eineinhalb Jahren (!) überfordertes Klinik- und Therapiewesen. Und was haben die Kirchen dazu zu vermelden in der Öffentlichkeit? Erneut Grabesstille.
Wer sonst, wenn nicht die Kirchenleute, müsste eine Lösung anbieten, wie Ängste, Panik und Sucht bewältigt werden können?!
Spätestens jetzt wird klar, dass eine Kirche, die keine Botschaft über das Jenseits hat, auch im Diesseits wenig zu melden hat. Humanismus, sprich Gutmenschlichkeit, ist angesichts existenzieller menschlicher Krisen überfordert und kraftlos. Zum Glück gibt es Ausnahmen! Einzelne Pfarrer und Pfarrerinnen, die dem humanistischen Pseudo-Evangelium nicht verfallen sind. Die trotz grossen Widerständen ihre Arbeit im Reich Gottes ausführen. Zudem gibt es eine Fülle von grossen und kleinen Freikirchen, welche sich ebenfalls dem verhängnisvollen Weg des aufgeklärten Christentums verweigerten. Solche Kirchen erobern jedoch selten die grosse Medienpräsenz. Und falls doch, werden sie von Journalisten und Fachleuten meistens als Ewiggestrige und Bibelfundis lächerlich gemacht, gebrandmarkt und ausgegrenzt.
"Wie man sich bettet, so liegt man!" Kulturen haben das Recht, unterzugehen. Wenn der Westen das Christentum, welches die Kultur seit mehr als 1700 Jahren geformt hat, nicht mehr will, darf es verworfen werden. Wer allerdings meint, der neu gewählte Weg bringe dann dasselbe Mass an Freiheit, Liebes- und Lebenskraft, kultureller, wirtschaftlicher und politischer Blüte, wird sich elementar getäuscht sehen