Die Lebens­feind­lich­keit der Gutmenschen

Mitmenschen, die überzeugt sind von ihrer eigenen Güte und Menschenfreundlichkeit sind meistens schwer zu ertragen. Dieser besondere Menschenschlag ist fast durchwegs damit beschäftigt, andere zu erziehen, zu bewahren oder zu retten:

  • vor zu viel Zucker und Nikotin
  • vor zu wenig Fitness
  • vor zu viel Co2
  • vor Diskriminierung und Abwertung der sexuellen Identität
  • vor dem sicheren Tod durch Corona
  • vor der ungerechten Verteilung des Reichtums
  • vor der Klimakatastrophe
  • u.a.m.

Auf Grund ihrer sicheren Erkenntnis, was für die Mitmenschen, ja für die Menschheit gut ist, fahren sie grobes Geschütz auf:

  • sie bedrängen
  • sie bevormunden
  • sie gängeln
  • sie bedrohen
  • sie manipulieren
  • sie nötigen
  • sie zwingen
  • sie enteignen
  • sie klagen an und kerkern ein
  • sie töten
  • u.a.m.

Kain - der erste Gutmensch der Weltgeschichte

Unbestritten: es gibt in allen Völkern und Religionen "herzensgute Menschen". Wie sie das schaffen? Davon später.

Zuerst soll die erste Ausgabe eines toxischen Gutmenschen unter die Lupe genommen werden. Schon auf den ersten Seiten der Bibel wird uns ein solcher Charakter vorgestellt. Er hiess Kain. Und er hat seinen Bruder Abel umgebracht. Wie kam er dazu? Er war doch religiös und brachte Gott Opfer... so wie es sich für einen Gutmenschen der damaligen Epoche gehörte. Auch Kain wollte sich göttliche Gunst sichern. So nahm er von den Früchten des Feldes und opferte sie zum Wohlgeruch Gottes. Schliesslich war er Bauer. Was also war naheliegender, als von der Frucht seiner Arbeit zu opfern? Doch Gott hatte keinerlei Freude an Kains Opfer.

Abel hingegen hatte den Dreh raus. An seinem Opfer hatte Gott Wohlgefallen. Schon als Kind hatte Abel gut hingehört, um zu verstehen, um was es beim Opfern geht:

  • Seine Eltern hatten vielfach erzählt, dass Gott ihnen gesagt habe, sie müssten sterben, wenn sie vom Baum der Erkenntnis essen.
  • Als sie sich dann für Sünde und Gottesferne entschieden hatten und die Frucht kosteten, fielen sie nicht etwa tot um.
  • Gott schien sogar Mitleid mit ihnen zu haben. Er tötete an diesem unseligen Tag erstmals ein Tier. Blut floss auf die Erde, und Gott machte aus den Tierfellen Kleider, damit der Mensch seine Scham und Schande bedecken konnte.
  • Dieses Bild prägte sich den ersten Eltern tief ein. In ihrem Herzen verstanden Adam und Eva den Gedanken vom stellvertretenden Tieropfer.
  • Zwar vertrieb Gott die Beiden nachher aus dem Paradies. Doch sie nahmen die Hoffnung mit, dass ihr Schöpfer ihnen die Strafe für ihren Eigenwillen vergibt.
  • In Folge erkannten die Eltern schnell, dass sie ihre Kinder nicht lehren mussten, zu streiten, zu lügen und egoistisch zu sein. Offensichtlich war die Sünde zu einem festen Bestandteil im Charakter der Nachkommen geworden.

Kain und Abel hörten sie oft, die Geschichte vom abgewendeten Tod durch ein stellvertretendes Tieropfer. Doch nur Abel nahm sie in sein Denken und sein Gottesbild auf. Er anerkannte, dass er für seine Schuld und seine Gottesferne mit dem Bösen und dem Tod behaftet war. Darum opferte er stellvertretend ein Tier. Und Gott bestätigte sein Opfer und segnete ihn.

Kain hingegen hatte kein Interesse an Gottes Gesetzmässigkeiten. Er war ein religiöser Gutmensch, der Gottes Wohlgefallen gemäss eigenen Kriterien suchte. Alles in ihm wehrte sich dagegen, dass er für seine diversen, kleinen Ausrutscher den Tod verdient haben soll. So "opferte" er ein paar Weizenkörner und einige Kohlköpfe. Als der Segen Gottes ausblieb, begann in Kains Herzen die Eifersucht auf den hyperfrommen Abel zu wuchern. Anfänglich nur zaghaft. Dann immer heftiger. Schliesslich durchbrach der Hass seine gutmenschliche Patina, und in einem passenden Moment erschlug er seinen Bruder.

 

Keine Ahnung von Gut und Böse

Gott definiert das Gute in den meisten Belangen des Lebens ganz anders, als der Mensch es tut. Humanität und Humanismus haben schlechte Karten bei Gott. Denn wie Jesus einst feststellte, ist der Mensch in seiner Selbsteinschätzung oft radikal auf dem Holzweg: "Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein!" (Mt. 6,23)

Das ist krass. Wir sind sicher, dass ein Verhalten gut ist, doch Gott sagt, es sei böse. Statt Licht ist es Finsternis. Moses, Jesus und Paulus machen unmissverständlich klar, dass Gutmenschen in der Selbsteinschätzung radikal danebenhauen. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass der Mensch grundsätzlich böse ist:

  • "Der HERR sah, dass auf der Erde die Bosheit des Menschen zunahm und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens immer nur böse Da reute es den HERRN, auf der Erde den Menschen gemacht zu haben, und es tat seinem Herzen weh." (1. Mose. 6,5-6) 
  • "Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!." (Mt. 7,11)
  • "Wie geschrieben steht: Es gibt keinen, der gerecht ist, auch nicht einen; es gibt keinen Verständigen, keinen, der Gott sucht. Alle sind abtrünnig geworden, alle miteinander taugen nichts. Es gibt keinen, der Gutes tut, auch nicht einen Einzigen... Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren".(Röm. 3,10-12.23)

 

Wie wird man zu einem guten Menschen?

Wie bereits erwähnt gibt es in allen Völkern, Nationen und Religionen freundliche, liebende, dienende Menschen. Wie passt das nun zusammen mit den oben angeführten Aussagen der Bibel?

Menschen, die sich ihrer Selbsterkenntnis mit radikaler Offenheit stellen, verstehen nur allzu gut, dass schlechte Eigenschaften ihr Wesen mitbestimmen. Von frühester Kindheit an haben wir die Chance, unsere wahren Charakter zu erkennen. Wer das Glück hat, weder gleichgültig-unmoralische noch gutmenschlich-vernebelnde Eltern zu haben, wird von Kindsbeinen dazu erzogen, Gutes und Böses zu erkennen und zu benennen. Dies alles mit dem Ziel, das Böse zurückzustutzen und das Gute zu fördern. Wer das Böse beim Namen nennt und um Vergebung bittet, wenn er/sie andere Menschen verletzt hat, der nimmt der Sünde den Nährboden, weiter zu wuchern und das Leben zu verseuchen. 

Ein guter Mensch ist sich seiner Natur also voll bewusst. Wenn Gottes Licht und Wahrheit ihn treffen und überführen, wird er sich nicht mit tausend Ausreden herausschwatzen. Er wird zugeben, dass er weit entfernt ist von Gottes heiliger Sündlosigkeit. Und er wird verstehen, dass nur ein stellvertretendes Blutopfer ihm die Versöhnung und das Wohlgefallen Gottes zurückgeben kann. Das ist die Kernaussage des Neuen Testaments, dass Gott selbst zum stellvertretenden Opfer wurde, damit aus verlorenen Bös- und Gutmenschen errettete, gute Menschen werden können. Die Bedeutung des Opfertiers erfüllte sich in Jesus, dem Lamm Gottes.

 

  • "Am nächsten Tag sieht Johannes, dass Jesus zu ihm kommt, und spricht: Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt!" Johannes-Evangelium 1,29
  • "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben." Johannes-Evangelium 3,16
  • "Denn ihr wisst, dass ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöst seid von eurem nichtigen Wandel nach der Väter Weise, sondern mit dem teuren Blut Christi als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes." 1. Petrusbrief 1,18-19
  •  "Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt." 2. Korintherbrief 5,21

Nun liegt es an uns Menschen, ob wir es wie Abel halten. Ob wir uns Gottes Massstäben anpassen und Vergebung und Erlösung annehmen. Oder, ob wir wie Kain unsere eigenen, gutmenschlichen Regeln aufstellen und damit für uns selber und unsere Mitmenschen zur Plage werden.