Wer ist Schuld an der Depressions-Pandemie der Kinder?
Immer mehr Kids und Teenies sind psychisch krank. Der Tages-Anzeiger vom 14.04.25 berichtete, dass sich die Zahl der IV-Renten bei jungen Menschen seit 2015 verdoppelt hat.
Der ausufernde Notstand ist seit Jahren bekannt. In Zeiten einschränkender Corona-Politik war die Katastrophe besonders augenfällig (siehe Blog-Artikel). Psychiatrische Kliniken waren auf Monate hin ausgebucht. Die Wartelisten für Sprechstunden bei Psychiatern und Psycholgen meist ellenlang.
Die Leiden der Kinder wurden von Politik und Medien aber nur dann und wann abgebildet. Abhilfe geschaffen wurde nur in geringem Mass. Wie sollten Fachpersonen helfen können, wenn sie selber nicht wissen, welches die Gründe sind für die schlechte psychische Gesundheit der Kids?
Im eingangs erwähnten Bericht des Tages-Anzeigers zur Verdoppelung der IV-Renten heisst es schlicht: "Welche Ursachen der Anstieg hat, ist unklar." (TA 14.04.25; S. 13).
Das Märchen von der kindlichen "Resilienz"

Widerstandskraft & Konfliktfähigkeit der Kinder mögen Begriffe sein, die in Lehrplänen ihren grossen Auftritt haben. Die Realität sieht offenbar anders aus. Kleinkinder leiden unter Stress. Jugendliche kippen wegen "Burnouts" aus dem Schulalltag. Und all die studierten Damen und Herren "Seelenklempner" rätseln, was den zunehmenden Notstand auslösen könnte.
Aus Sicht des gesunden Menschenverstands liegen Erklärungen offen zu Tage. Es mögen mehrere Gründe Einfluss haben. Primär ist es aber die Preisgabe der Liebe, welche Kinder und Jugendliche ins Elend stürzt:
- Bereits Babys fristen ihre langen Tage in Krippen mit vielfach überfordertem und oft auch geleichgültigem Personal.
- Derweil jagen viele "Erzeuger" fremdplatzierter Babys und Kleinkinder ihrer Selbstentfaltung und Karriere nach.
- Schon für die Allerkleinsten gibt es keinen natürlichen Tagesablauf. Sie werden morgens aus dem Schlaf gerissen und zur Betreuung gekarrt. Dann folgen lange Tage in femdem Umfeld.
- Auf Ruhe, Beschaulichkeit, Entdecken, tausend Fragen, Kuscheln, Spielen und Seele baumeln lassen, Erfinden und Fabulieren, sich lieben und tragen lassen... sich endlos am Herzen von Mutter & Vater tragen lassen, darauf muss fast gänzlich verzichtet werden.
- Krippenalltag erfordert Anpassung und Disziplin: Ruhe bewahren, wenn Babys endlos schreien. Trainieren, wenn beim Spaziergang die kurzen Beinchen der Kleinsten nicht mitmögen. Konditionierung, wenn die langen Stunden nicht enden wollen.
- Am "Feierabend" oder am Wochenende können die existenziellen kindlichen Bedürfnisse und Sehnsüchte durch vielfach gestresste Eltern ebenfalls nicht erfüllt und gestillt werden.
- Die Hornhaut auf den Seelen wird dicker. Krankheiten lassen auf sich warten.
So wachsen wohl die meisten unserer Kinder auf. Baldmöglichst werden die Kleinen dann gefördert, was das Zeugs hält. Kindergarten und Schule setzen in hohem Mass auf Leistung und Geschwindigkeit. Das Karriere-Modell, dem die Eltern nacheifern, wird auch den Kids übergestülpt. Schliesslich sollen sie's mal besser haben. Zudem müssen sie später gut verdienen. dass sie dann auch ihre Babys und Kleinkinder wiederum in Krippen & Horte geben können.
Auch hier wieder: "Warum schweigen die christlichen Kirchen?"
Die meisten Psychiater und Psychologen haben, dem Diktat des Zeitgeistes folgend, ihre Kinder wohl ebenfalls ins Hamsterrad der exzessiven Fremdbetreuung gesteckt. So wurde die Erkenntnisfähigkeit der "Fachpersonen" bezüglich Depressionen bei Kids & Teenies durch selbstgewählte Blindheit ersetzt.
Dass auch kirchliches Personal zur Tragik der kindlichen Gesundheit weitgehend schweigt, deutet an, dass es auch in diesem Umfeld nicht besser ist. Dabei sollte die christliche Kirche erste Adresse sein, wenn es darum geht, die Menschen gelingende Liebe zu lehren. Auftrag und Wirklichkeit klaffen leider stark auseinander. Die Worte Jesu treffen offenbar auch auf viele Familien von Pfarrern/-innen und Kirchenlehrern zu: "Weil der Ungehorsam gegen Gottes Gesetz überhandnimmt, wird die Liebe bei den meisten von euch erkalten." (Matthäus 24,12)
Die Leiden des kleinen Oliver

Was muss noch geschehen? Wollen wir unsere Gesellschaft weiterhin auf dem Buckel unserer Kinder aufbauen? Ist es nicht längstens Zeit, umzukehren und den "Weg der Liebe" wieder einzuschlagen?
Ein Blick in die Seele Olivers soll Anstösse geben, sich dem Problem endlich zuzuwnden: "Die Welt war nicht in Ordnung, morgens um sieben, als der Wecker schrillte. Trotz seinen acht Jahren war Oliver erst spät eingeschlafen. Mami hatte mit ihrem derzeitigen Lebens-Abschnitts-Partner einen lauten Streit. Sicherlich der zwanzigste Streit mit dem fünften LAP. Oliver drückte sich die Kopfhörer auf die Ohrmuscheln und stellte die Musik lauter. Dann wieder leiser, um doch was mitzukriegen. Hatte Mami nicht eben was von Rauswurf gesagt?
Nun war’s Morgen und Mami hatte ihm vor dem Weggehen den Wecker gestellt. Nicht in Griffnähe! Das Theater mit dem ‚Wieder-einschlafen-und-zu-spät-zur-Schule-kommen’ hatten sie schon einige Male. Wohl oder übel aufstehen, Toilette, Milch wärmen, anziehen. Bald steht das Sammel-Taxi vor der Tür und bringt Oliver zur Schule. Luxuriös. Ja, Mami kennt sich aus mit den staatlichen Leistungen. Das Sozialamt versteht, dass der Schulweg nicht zumutbar ist. Oliver drückt sich auf den Rücksitz neben Achmed, Lara und Valmir. Nur nichts Falsches sagen!
Nach dem Unterricht hat Oliver noch Förderstunde. Ja, Mami kennt sich aus mit staatlichen Leistungen. Sie sagt, Oliver könne eine Klasse überspringen, wenn er sich anstrenge. Oliver hat Hunger und keine Lust, eine Klasse zu überspringen. Wenn die Hortleiterin nur nicht schon wieder Kartoffeln auftischt!
Später gibt’s Spaghettis. Immerhin. Hoffentlich hat Achmed einen guten Tag. Sonst ist Oliver wieder dran. Er drückt sich in die Nähe der Hortleiterin, die von einer Traube schnatternder Mädchen umlagert ist. Oh, der Mittwochnachmittag ist ja soooo lang. Hort bis halb fünf. Ja, Mami kennt sich aus mit den staatlichen Leistungen. Dann kommt das Taxi.
Um fünf ist Oliver zuhause. Endlich in Ruhe fernsehen. Einfach abhängen! Mami kommt um sechs. Der LAP um sieben. Essen, Aufgaben, TV. Mami und der LAP gehen noch fort. Gibt’s wenigstens kein Getöse. Mal sehen, wie’s morgen um sieben ist?"