Roms fal­sche Ver­spre­chun­gen im “Hei­li­gen Jahr”

An Weihnachten 2024 öffnete Papst Franciscus I. die "Heilige Pforte" in Rom und ernannte 2025 zu einem "Heiligen" Jahr. Mehr als 30 Millionen Pilger erwartet der Vatikan im Laufe des Jahres. Den Katholiken, die sich zur Wallfahrt nach Rom aufmachen, wird nichts weniger als ein «Vollkommener Ablass» versprochen.

Man könnte meinen, 500 Jahre nach der Reformation sei allgemein bekannt, was die Kirche Roms ihren Gläubigen mit einem Ablass in Aussicht stellt. Immerhin war der Ablasshandel des späten Mittelalters der primäre Grund dafür, dass Martin Luther seine 95 Thesen formulierte. Luthers Kritik des Ablasshandels war der Funke, der die Reformation entzündete.

Es ist jedoch anzunehmen, dass nicht sehr viele Gläubige den Dingen wirklich auf den Grund gehen. Die meisten Katholiken, die 2025 nach Rom pilgern, wollen sich wohl einfach gut stellen mit dem Herrgott. So durchschreiten sie die "Heilige" Pforte, sie beichten, nehmen die "heilige" Kommunion. Sie schätzen das gemeinsame religiöse Erlebnis einer eindrücklichen Romreise. Die Gedankenakrobatik der Buss- und Ablasstheologen hingegen kümmert sie nicht.

Die Stimme eines relevanten Blogs, der christliche Inhalte kritisch diskutiert, darf es sich jedoch nicht leisten, an der Oberfläche zu verbleiben. Zu wichtig ist die Anweisung Jesu, die Er Seinen Nachfolgern kurz vor Seiner Himmelfahrt gegeben hat:

  • «Lehret die Völker alles, was ich Euch befohlen habe.» (Mt. 28,20)

Schon bei früherer Gelegenheit hatte Jesus Seinen Jüngern eingeschärft:

  • "Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaft meine Jünger; und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." (Joh. 8,31-32)

700 Jahre Ablass und kein Ende

Der vatikanische Beauftragte für das Heilige Jahr, Erzbischof Rino Fisichella, hatte im Vorfeld des Jubiläumsjahrs betont, dass sich die Kirchenleitung bemühen müsse, den «tiefen Sinn des Ablasses» besser verständlich zu machen. Heute wisse man in Rom, welche Karikatur die katholische Kirche im 16. Jahrhundert aus diesem wertvollen Inhalt gemacht habe.

Treffend bilanzierte der Volksmund damals Tetzels Ablasshandel: «Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt.»

Heute artikuliert sich die päpstliche Kirche dezidiert anders. In Verlautbarungen des Vatikans zum Ablass 2025 findet man nichts mehr von der mittelalterlichen Krämerei, mit welcher Rom einst den Gläubigen das Geld aus der Tasche zog. Die heutigen Anweisungen, wie ein vollkommener Ablass erreicht werden kann, sprechen von Reue, Beichte, Kommunion, Gebet, Verzicht auf Soziale Medien, Nächstenliebe. Rom spricht von guten Werken, Barmherzigkeit, Spenden für Arme u.a.m..

Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Grundidee des Ablasses 2025 noch immer dieselbe ist, wie sie vor sehr langer Zeit formuliert wurde. Coelestin V. war der erste Papst, der 1294 n.Chr. allen Gläubigen, die an einem bestimmten Tag durch die Pforte einer bestimmten Basilika schreiten, einen vollkommenen Ablass in Aussicht stellte.

Mehr als 700 Jahre später erklären die vatikanischen Theologen der Busse und des Ablasses (Apostolische Pönitentiarie) die geistliche Mechanik noch immer im Sinne Coelstins:

  • «Um zu verstehen, was ein Ablass ist, müssen wir uns zwei Aspekte der Sünde vor Augen halten: Schuld und Strafe. Die Schuld wird durch die Beichte getilgt, die Strafe ist die Auswirkung der Sünde, die auch nach der Vergebung bestehen bleibt. Der Ablass beseitigt auch die zeitliche Strafe, dank der Vermittlung der Kirche und bestimmter frommer Praktiken, zu denen die Gläubigen aufgerufen sind. Er kann teilweise oder vollständig sein.»
  • «Einen vollkommenen Ablass kann man sowohl für sich selbst als auch für Vertorbene erhalten. Indem sie einen Ablass für verstorbene Angehörige beantragen, können die Gläubigen die Strafe, die diese zu verbüssen haben, bevor sie in den Himmel kommen, verkürzen oder aufheben.»
  • «Die im Jubeljahr erworbenen Ablässe können auch für die Seelen im Fegefeuer gelten, wobei es möglich ist, an einem Tag zwei vollkommene Ablässe für Verstorbene zu erlangen.»

Eine katholische Erfindung

Dreh- und Angelpunkt des Ablasses war, ist und bleibt die katholische Lehre, wonach Gläubige nach ihrem Ableben im Fegefeuer für ihre Sünden bestraft werden. Diese Zeit des Leidens könne durch Ablässe verkürzt werden. Für sich selbst und für Verstorbene, von denen man annimmt, sie wären noch immer den Qualen des läuternden Feuers ausgesetzt.

Aufgebaut wurde die Ablasslehre primär auf einigen Versen des Neuen Testaments. Paulus schrieb von einem Feuer, welches die Lebensführung der Nachfolger Jesu am Tage des Gerichts prüfen werde (1. Kor. 3,10-15).

Aus diesem Tag des Gerichts machten findige katholische Theologen sodann eine Zeit unbekannter Dauer. Aus dem Schaden, den Paulus erwähnte, wurden grausame Qualen, die mit Ablässen zu lindern oder «vollkommen» zu umgehen seien.

Vor Luther musste man sich die Schmerzfreiheit durch Entwischen aus dem Fegefeuer noch mit Münzen erkaufen. Heute, zu Beginn des 3. Jahrtausends, motiviert Rom dazu, qualvolle Sündenstrafen zu lindern oder aufzuheben, indem man Sakramente vollzieht, ein barmherzig-guter Mensch ist und durch die «Heilige Pforte» schreitet

Die Crux der katholischen Theologie

Dass Erzbischof Rino Fisichella katholische Missbräuche des Spätmittelalters öffentlich beim Namen nennen darf, ist schon mal was. Da er aber, gebunden durch die katholische Tradition, die Theologie Papst Coelestins V. nicht hinterfragen oder gar verwerfen darf, bleibt die Lehre des Ablasses unangetastet.

Die Kirche Roms hatte sich schon in der späten Antike darauf festgelegt, den Thesen der Kirchenväter höhere Gültigkeit zu geben als dem geschriebenen Wort der Bibel. Natürlich heben Päpste und Kirchenlehrer immer wieder hervor, dass die katholische Tradition lediglich dokumentierte, erklärende und ergänzende Bibelauslegung sei. Die katholische Theologie widerspreche nicht, sie sei nur eine zweite Säule neben der Bibel.

Das dies nicht der Wahrheit entspricht, belegen 1700 Jahre Theologiegeschichte. Wenn Päpste und Kirchenlehrer Richtlinien und Gebote für die religiöse Praxis erliessen, für die es kein biblisches Fundament gab, obsiegte die katholische Theologie. So konnten sich in der Kirche Roms im Lauf der Jahrhunderte eine Vielzahl von willkürlich definierten, rein menschlichen Theorien festsetzen. Als wichtige, das Kirchenleben der katholischen Kirche primär prägende Lehren seien hier genannt:

  • Die Vergöttlichung der Hostie.
  • Ein spezielles, zölibatäres Priester- und Bischofsamt (Klerus).
  • Die Kirche Roms als alleinige Heilsvermittlerin.
  • Gehorsam gegenüber kirchlichem Führungsanspruch.
  • Verstorbene Heilige, zu denen man betet.
  • Eine sündenfreie Maria als Gottesmutter und Mittlerin.
  • Die lebenslange Jungfräulichkeit Marias.
  • Eine fatale Lehre zu Sexualität und Geschlechterrollen.
  • Das Fegefeuer und der Ablass von Sündenstrafen.
  • Die Unfehlbarkeit des Papstes

 

Theologie einer Machtkirche

Die irrigen katholischen Lehrsysteme bauen fast durchwegs auf einer willkürlichen Auslegung einzelner Bibelstellen. Einzelne von ihnen sind auch pure Erfindungen (z.B. Hauptanteil der Lehre über Maria).

Schon Kirchenväter des 2. Jahrhunderts n.Chr. sind dem Fabulieren verfallen. Immer wieder haben sie Lehren in die Welt gesetzt, denen man apologetisch nicht mit ausreichender Kraft widersprach.

So gehörten falsche Lehrsysteme schon lange zum Fundus der christlichen Kirche, als 311 n.Chr. die Christenverfolgung im Römischen Reich ein Ende nahm.

Und als die Kirche Roms 381 n.Chr. zur Staatskirche wurde, war es um einen fairen öffentlichen Diskurs in Sachen Theologie geschehen. "Rom" hatte sich keiner öffentlichen Kritik mehr zu stellen und katholische Theologie schon gar nicht mehr biblisch zu begründen. So nahm das Unheil seinen Lauf. Wer die Machtkirche theologisch herausforderte, hatte bald nichts mehr zu lachen. Schon 385 n.Chr. (!) wurde der eigenständige Theologe Priscillian, Bischof von Avila, durch das staatliche Schwert hingerichet, weil er sich gegen Roms Theologie und Praxis stellte. In den 1400 Jahren bis zur Zeit der Gegenreformation sollten Massen von Märtyrern das Schicksal Priscilians teilen und dem katholischen Furor zum Opfer fallen.

Natürlich hat sich das Befolgen dieser Lehren im kirchlichen Alltag seit der Antike verändert. Zum Teil wenigstens.

Einzelne Ansprüche und Praktiken haben an Bedeutung verloren (z.B. alleinseligmachende Kirche Roms; Gehorsam). Die meisten der genannten Lehrinhalte haben hingegen noch immer volle Gültigkeit und somit massenhafte Auswirkungen in der kirchlichen Praxis der Gegenwart. Sie entfremden die Gläubigen einzelnen Wesenszügen des dreieinigen Gottes, wie sie in den biblischen Texte definiert werden. So erschwert die katholische Theologie den Gläubigen vielfach den Zugang zum Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.

 

Prüft alles, und das Gute behaltet!

Die Zeiten, in denen Rom den Gläubigen das Studieren der Bibel unter Androhung der Todestrafe verbot, sind zum Glück vorbei. Heute darf jede/r kirchliche Aussagen und Lehren unter die Lupe nehmen und öffentlich kritisieren. Das Internet bietet im Nu eine Fülle von Bibelübersetzungen in den wichtigsten Sprachen der Welt. Wer sich also aufmacht, den Gehalt der katholischen Ablasslehre zu prüfen, bevor er sich im «Heiligen» Jahr 2025 auf Pilgerfahrt nach Rom begibt, hat also freie Fahrt.

Betrachten wir die bereits erwähnte Kernaussage der katholischen Ablasslehre also im Licht der Bibel: «Um zu verstehen, was ein Ablass ist, müssen wir uns zwei Aspekte der Sünde vor Augen halten: Schuld und Strafe. Die Schuld wird durch die Beichte getilgt, die Strafe ist die Auswirkung der Sünde, die auch nach der Vergebung bestehen bleibt. Der Ablass beseitigt auch die zeitliche Strafe, dank der Vermittlung der Kirche und bestimmter frommer Praktiken, zu denen die Gläubigen aufgerufen sind. Er kann teilweise oder vollständig sein.»

 

Biblische Gegenpositionen zu Vergebung und zeitlicher Strafe

 

Die katholische Definition von der Substanz und vom Umgang mit "Schuld und Strafe" gründet nicht auf einer stringenten biblischen Theologie.

Schuld wird nicht durch die Beichte getilgt, sondern durch das Selbstopfer Jesu Christi und durch Sein vergossenes Blut:

  • "In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade," (Eph. 1,7)
  • «Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.» (2. Kor. 5,21)
  • «Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir gingen alle in die Irre wie Schafe, ein jeder sah auf seinen Weg. Aber der HERR warf unser aller Sünde auf ihn.» (Jes. 53,5-6

Gott schenkt Vergebung, wenn Menschen IHM ihre Sünden bekennen.

  • «Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.» (1. Joh. 1,9)

Die Bibel kennt zwar in AT & NT das Bekennen der Sünden gegenüber anderen Personen (z.B. Jak. 5,16). Daraus ein exklusives Beichtsakrament abzuleiten, bei welchem ein Priester «die Schuld tilgt» (Te absolvo), ist aus Sicht biblischer Theologie illegitim. 

Vollends unhaltbar ist diese katholische Definition von Strafe im Fegefeuer: «Strafe ist die Auswirkung der Sünde, die auch nach der Vergebung bestehen bleibt. Der Ablass beseitigt auch die zeitliche Strafe.»

 

Wie die Bibel "Strafe für die Sünde" definiert

Es gibt nur eine Strafe für die Sünde, nämlich den Tod und die ewige Gottesferne des Sünders:

  • "Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben." (Mt. 25,46)
  • "Dann wird Gott Vergeltung üben an denen, die ihn nicht kennen und die nicht gehorsam sind dem Evangelium unseres Herrn Jesus. Die werden Strafe erleiden, ewiges Verderben, vom Angesicht des Herrn her und von seiner herrlichen Macht," (2. Thess. 1,8-9)
  • «Denn der Lohn der Sünde ist der Tod." (Röm. 6,23)
  • «Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt.» (Röm. 3,23).
  • «Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.» (Jes. 53,5).

 

Das Evangelium kennt keinen Ablass!

Gott hat bestens vorgesorgt, um Menschen von ihrer Sünde zu reinigen und von der ewigen Gottesferne zu bewahren. Das ist die gute Botschaft, das Evangelium:  Wir Menschen werden nicht bestraft, wie wir es verdienen:

  • «Alle haben ja gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verspielt.» (Röm. 3,23).
  • "Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einziggeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat." (Joh. 3,16)
  • «Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, Gottes Gnadengabe aber ist ewiges Leben in Jesus Christus." (Röm. 6,23)
  • «Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.» (Jes. 53,5).

Untreue und nachlässige Christen haben also keine Strafe mehr zu erwarten. Das erwähnte göttliche Feuer, welches am Tage des Gerichts sündige Werke verbrennt, ist keine Strafe. Es ist schmerzliche Läuterung. Wie der «Schaden» genau aussieht, den wir zu erdulden haben, wenn unsere menschlichen Werte, Worte und Werke verbrennen, wird nicht näher erklärt. Auch sagte Paulus nichts darüber, wie lange dieses Gericht dauert. Dass Nachfolger Jesu «die Strafe, die sie zu verbüssen haben, bevor sie in den Himmel kommen, verkürzen oder aufheben» können, wird mit keinem Wort erwähnt.

Der vollkommene Ablass, den Papst Franciscus I. und seine Pönitentiare den katholischen Christen und ihren Verstorbenen versprechen, ist also eine reine Erfindung. Leider setzt Rom noch immer auf die entmündigende Täuschung der Gläubigen, um diese wieder stärker in die Kirche einzubinden. Jesus hingegen will reife, mündige Nachfolger, die durch das Erkennen und Befolgen biblischer Sachverhalte und Anweisungen ein überfliessendes Leben der Freiheit, der Liebe und der Freude führen können:

  • Jesus sagt: "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und volle Genüge." 10,10)
  • Jesus sagte: "Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen. Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten, die an ihn glaubten;" (Joh. 7,38-39)
  • "Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist." (Rom 14,17)
  • "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt." (2. Tim 3,16-17)